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Wir stopfen das Sommerloch mit Klassikern – Tag 6

06 Aug

Hallo,sommerloch1
und herzlich willkommen zum 6ten Tag unserer Aktion #sommerlochklassiker

Man kann darüber streiten, was ein Klassiker der Weltliteratur ist. Muss er 60, 90 oder über 100 Jahre alt sein? Muss er ein brisantes Thema mit möglichst viel Tragik/Drama beschreiben oder nur die damalige Zeit gut abbilden? Es ist Definitionssache.

Das Buch, welches ich euch heute vorstellen möchte, gehört für mich zu den „Klassikern der Moderne“, denn es ist erst 27Jahre alt.
Ich wollte es schon lesen, seit ich den gleichnamigen Film das erste mal sah, denn dieser beeindruckte mich sehr. Wenn auch das Buch Streitpunkte bietet, so ist der Film einer der ganz großen seiner und unserer Zeit. Mehrfach nominiert und ausgezeichnet mit verschiedenen Awards, kam er mit dem Tod von Robin Williams 2014 erneut zu Ruhm.
Habt ihr eine Ahnung, um welchen Film bzw. welches Buch es sich handelt?

Ob ja oder nein: folgt mir zu meiner Darstellung Buch vs. Film


Der Club der toten Dichter

Club der toten Dichter   vs.   Club der toten Dichter DVD

Guter Film = noch besseres Buch, so lautet oftmals die Formel, die man anwenden kann.

Umso erstaunter war ich, dass das Buch von Nancy H. Kleinbaum nur 158 Seiten hat, also nicht weit von einer Novelle entfernt ist. Doch wissenswert ist, dass es sich hier nicht um eine Buchverfilmung handelt, sondern ausschließlich um ein „Buch zum Film“.
So wird es nicht verwundern, dass einige Details im Buch reichlich zu kurz kamen.

Buch und Film spielen im Jahr 1959, und Handlungsschauplatz ist die Welton-Akademie, ein Jungeninternat in den Bergen vom Vermont nahe der Ostküste der Vereinigten Staaten. Der Erziehungs-, Lehr- und Lernstil ist erzkonservativ, ebenso wie die Grundprinzipien der Schule.

In beiden Medien werden mehrere Themen behandelt, die auch heute noch eine Rolle spielen, wenn auch nicht unbedingt in dieser Schärfe der Ausprägung. Strenge, Autorität und Gehorsam, Leistungsorientierung, der Lehrer im Spannungsfeld zwischen Institution, Schülern und Eltern, freie Entfaltung der Persönlichkeit oder das Sündenbockphänomen sind nur einige davon.
Alles sind hochbrisante und interessante Themen, die der Film gut umsetzt. Dahingegen wirkt das Buch wie eine platte Nacherzählung. Grund dafür ist nicht zuletzt die sehr schnörkellose Darstellungsweise von Örtlichkeiten und Personen. Man erhält einen vagen Einblick in das Denken und Fühlen der Schüler, und man erfährt auch etwas über die Einstellungen und Erwartungen der Eltern und Lehrer. Insgesamt jedoch bleiben die Figuren recht blass. Die einzige Ausnahme bilden die Schüler Todd und Neil und der Lehrer Mr. Keating. Über sie erfährt man auch im Buch etwas mehr, aber es fehlt trotzdem die erforderliche Ausgestaltung der Charaktere, die normalerweise das Kopfkino anwirft.
Besonders gegen Ende wird es dramatisch in mehrfacher Hinsicht, und auch hier hinkt das Buch weit hinter dem Film her. Hätte ich den Film nicht gekannt, so hätte ich vermutlich wenig von der hoffnungsfrohen Aufbruchstimmung, die dann in Wut, Verzweiflung und letztliche Solidarität, sowie unerwartete Entfaltung des eigenen Willens umschlägt mitbekommen. An dieser Stelle war das Buch zwar nicht komplett emotionslos, aber mitreißend geschrieben war es auch nicht.
Das einzige, wo das Buch durchaus mithalten kann, sind die Zitate der „toten Dichter“. Ich mag diese Komponenten sehr, und das hat den Gesamteindruck noch mal gerettet.
Trotzdem kann ich dieses Buch nur bedingt empfehlen, da es deutlich hinter der Stimmung des Films zurück bleibt. Die prägenden Konfliktelemente sind unverkennbar vorhanden, ebenso wie der Pädagoge und die Gedichte, die die Jungen zum Freidenken animieren sollen/wollen. Doch etwas mehr Ausschmückungen hätten dem Buch mehr Leidenschaft und Tiefe gegeben.

„Der Club der toten Dichter“, Bastei Lübbe, Taschenbuch, 158 Seiten, ISBN: 978-3-404-11566-2, Ersterscheinungsdatum: 26.06.1990

In Memoriam of
Robin McLaurin Williams
* 21. Juli 1951 in Chicago, Illinois
11. August 2014 in Paradise Cay, Kalifornien

Morgen geht es weiter bei Dani von http://www.lesemonsterchens-buchstabenzauber.de/

und ich wünsche euch weiterhin ganz viel Spaß!

Zum gesamten #sommerlochklassiker – Fahrplan gelangt ihr hier

 

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5 Antworten zu “Wir stopfen das Sommerloch mit Klassikern – Tag 6

  1. mikkaliest

    08/08/2016 at 11:22

    Huhu!

    Oh, ich muss zugeben, ich liebe das Buch UND den Film! 🙂 Aber es stimmt schon, das Buch geht bei vielem nicht so in die Tiefe wie der Film.

    Für mich ist dieser Film vielleicht die beste schauspielerische Leisung von Robin Williams, ich fand ihn einfach großartig! (Womit ich nicht sagen will, dass ich ihn in anderen Filmen nicht mochte.)

    LG,
    Mikka

     
    • lesenundmehr

      08/08/2016 at 14:30

      Ja, er war ein großartiger Schauspieler! ❤
      Hast du zuerst den Film gesehen oder das Buch gelesen? Ich glaube nämlich, dass ich ohne Kenntnisse des Films, das Buch nicht beendet hätte

       
      • mikkaliest

        08/08/2016 at 20:11

        WIr haben das Buch im Englisch-Leistungskurs besprochen, und mein Englischlehrer hat mir danach den Film geliehen. 🙂

         
  2. Evy Heart

    08/08/2016 at 22:04

    Ich habe das Buch gehasst – ich fand es total überbewertet und da ich es auf englisch lesen musste, nicht besonders verständlich. mir fehlte eine Liebesgeschichte. Ich fand es aber gut, dass Robert Sean Leonard später in „Dr. House“ eine Rolle übernehmen konnte 🙂

     

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